SEXUALMISSBRAUCH
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Sexueller Missbrauch stellt ein derartig komplexes Thema dar, so dass nur von Ansätzen einer möglichen Erläuterung, was Sexualmissbrauch eigentlich ist, gesprochen werden kann. Kurzum werden sexuelle Handlungen an Menschen dann als Missbrauch bezeichnet, wenn diese – die Opfer – damit nicht einverstanden sind. In der Sozialwissenschaft wird der Begriff Sexualmissbrauch manchmal auch auf Handlungen bezogen, die vom Gesetz her nicht strafbar sind, wohl aber moralisch verurteilt werden. Die Psychologie beschreibt einen sexuellen Übergriff als Missbrauch, weil das Opfer in seiner sexuellen Integrität verletzt wird und in Folge dessen oft psychische Dauerschäden auftreten. Gewalt und Machtausübung spielen bei sexuellem Missbrauch immer entscheidende Rollen. Psychologische, juristische und moralische Bewertungen können im Einzelfall voneinander abweichen. Für den spirituell offenen Menschen kann ein Sexualmissbrauch unter dem Aspekt der Täter-Opfer-Problematik zusätzlich auch in einem anderen Licht gesehen werden. Die offensichtliche Tatsache des geschehenen Missbrauchs könnte unter diesem Gesichtspunkt beinahe logisch erscheinen. Das Leid des Opfers soll damit keinesfalls geschmälert oder bagatellisiert werden, sondern nur eine weitere Möglichkeit darstellen, mit dem leidvollen Ereignis authentisch umzugehen. Täter und Opfer sind ein voneinander abhängiges Paar. Das bedeutet, dass die beiden einander – wenn auch unbewusst – anziehen und zu einem bestimmten Zeitpunkt aufeinander treffen. Simpel ausgedrückt würde es ohne „Opfer” keine „Täter” geben und umgekehrt. Die oft aggressive, Druck aussendende Energie des Täters würde ohne eine dementsprechend Opferenergie, die in einfachen Worten als hilflos oder im weitesten Sinn als willenlos beschrieben werden könnte, ins Leere verpuffen. Würden die Opfer sexuellen Missbrauchs auch diesen Aspekt in ihren Heilungsprozess mit einbeziehen, wäre das die Anerkennung jenes Teils an Eigenverantwortung, der das Geschehen mit verursacht hat. Sexueller Missbrauch an Kindern würde ein noch weiteres Ausholen in die Spiritualität erfordern, um sich einer möglichen und auch glaubhaften Antwort anzunähern, die das Unbegreifliche begreifbarer macht. Unter Seelen gibt es eine Art des stillen Übereinkommens. Das bedeutet auf dieses Thema bezogen, dass sich „Opfer” und „Täter” ihrer Begegnung – wenn auch tief verborgen –bewusst sind, weil beide diese bestimmte Erfahrung auf der Seelenebene machen wollen, um daran zu reifen. Große Seelen, reich an Erfahrung, wohnen oft in kleinen Kindern, die nur für das menschliche Auge „klein” oder „hilflos” erscheinen. Würde man auch diesen höheren Aspekt in die Schuldfrage mit einbeziehen, würde das für die betroffenen „Täter” und „Opfer” wie auch für alle Mitbeteiligten einen alternativen und vielleicht hilfreichen Ansatz zur Problembewältigung darstellen, ohne die Tatsache des Geschehens in Frage zu stellen oder gar zu beschönigen. Quelle: Christa Kössner |