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WEIBLICHKEIT
Weiblichkeit zu definieren ist eine komplexe Sache.
Zu groß der Begriff, zu weitläufig die Bedeutung.
Schlage ich ein Hochglanzmagazin auf, springt mir die Weiblichkeit vor allem in körperlicher Form ins Auge. Weiblichkeit wird hier meistens gleichgesetzt mit gertenschlanker Figur, straffem Po, makelloser Haut und einer Löwenmähne. Um diese Form der Weiblichkeit zu erreichen und zu erhalten heißt es Diät halten, trainieren oder vielleicht doch die Hilfe der Chirurgie in Anspruch nehmen. Werbeseiten in ebendiesen Magazinen sprechen eine eindeutige Sprache. Es ist die auf das Äußere reduzierte Form der Weiblichkeit mit Ablaufdatum.
In so manchen gesellschaftlichen Kreisen ist Mutter-Sein Inbegriff der Weiblichkeit. Darin findet die Frau ihre Erfüllung, die sozusagen höchste Stufe des Weiblichen. Dies ist die wahre Bestimmung all unserer weiblichen Seiten, sich dem Nachwuchs zu widmen und in dieser Aufgabe vom Glück erfüllt aufzugehen. Diese Form der Weiblichkeit wurde Mitte des 18.Jahrhunderts "aus dem Boden gestampft". Die wahrhaft weibliche Frau ist bestimmt durch Selbstaufopferung, Gehorsam, Keuschheit, Kinder, Ehemann und Haushalt. Es war kein Zufall, sondern dieses Frauenbild wurde bewusst gesteuert, weil die neue Schicht des Bürgertums nur durch starke Familien überleben konnte. Diese Familie konnte nur über einen treuen und familienbewussten Frauentyp erreicht werden. (vgl. dazu Kubelka, Susanne "Endlich über 40", ISBN 3-42603826-9) Dasselbe Bild von Weiblichkeit ist bis heute nicht verschwunden, es geistert noch immer in den Köpfen herum.
Eine interessante Variante der Definition von Weiblichkeit finde ich in einer psychologischen Studie der Arbeitsgemeinschaft für Präventivpsychologie: "Die Rolle der Frau" von Anneliese Fuchs. Hier wird das Prinzip des Weiblichen genau unter die Lupe genommen und in verschiedene Komponenten unterteilt:
Die biologische Komponente:
Pflege und Sozialisation der Kinder gelten nach wie vor als primäre Aufgabe der Frauen. Das prinzipiell Weibliche ist auf Zuwendung und Anpassung ausgerichtet. In jedem Menschen sind weibliche und männliche Komponenten vorhanden. Es kommt u. a. auf die Mischung der beiden Grundhormone an, dem männlichen Testosteron bzw. dem weiblichen Östrogen.
Die Gesellschaftliche Komponente
erklärt, dass nicht nur die Hormonverteilung ausschlaggebend ist. Das Rollenverständnis einer Gesellschaft bestimmt, inwieweit der Mensch zur vollen Selbstentfaltung gelangt.
In unserer westlichen hoch industrialisierten Gesellschaft wird das Prinzip des Männlichen oder auch die wirtschaftliche Produktion überbetont. Das männliche Prinzip des problemzentrierten Denkens mit der Stützung der Starken herrscht in der heutigen Gesellschaft vor.
Das weibliche Prinzip wurde aus der Gesellschaft ausgegliedert, und wird daher auch weniger geschätzt. Es legt mehr Wert auf menschliche Beziehungen, Gefühl, ganzheitliches Denken und Stützung der Schwachen. So werden zum Beispiel Berufe die mit Erziehung zu tun haben eher gering geschätzt und oft auch schlechter bezahlt. Als Folge finden es wenige Frauen und Männer heutzutage interessant, das prinzipiell Weibliche in ihnen wirken zu lassen. Während bei Männern die Folgen nicht so weit reichend sind, hat es für Frauen katastrophale Auswirkungen. Die Frau orientiert sich am Männerbild und übernimmt das Männliche als persönliches Leitbild.
Die Frau ist unter dem Druck der Gesellschaft nicht mehr fähig, speziell weibliche Qualitäten als echte Gegenkraft gegen den momentanen Trend einzusetzen. So kann aber auch keine Trendänderung stattfinden. (vgl. dazu Fuchs, Anneliese, "Die Rolle der Frau", Studie der Arbeitsgemeinschaft für Präventivpsychologie, Wien)
Zum Abschluss möchte ich noch meine persönliche Meinung
zum Thema zusammenfassen:
Für mich geht es bei Weiblichkeit nicht um netten Augenschmaus, modische Kleidung oder emotionale Kopflosigkeit. Weiblichkeit findet im Inneren der Person statt. Frauen können und sollen sich in ihrem Körper wohl fühlen, unabhängig von Schönheitsidealen. Das Vertrauen auf die innere Stimme und das Lösen von einengenden Klischees wäre meine Botschaft an die weibliche Kraft.
Autorin: Susanne Herrmann
Bitte beachte, dass diese Informationen keinesfalls einen Besuch beim Arzt/Ärztin ersetzen können und sollen. Wende dich bitte bei Fragen in jedem Fall an ärztliches Fachpersonal.
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