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POTENZPROBLEME
Impotenz (lat. Unfähigkeit – als Gegensatz zur Potenz„Kraft“, „Vermögen zu etwas“, insbesondere „Manneskraft“) bezeichnet im allgemeinen deutschen Sprachgebrauch die Unfähigkeit von Männern, eine Erektion zu bekommen und zu halten. Unter Frigidität (von frz. frigide „kühl/kalt“) werden diverse Störungen der weiblichen Sexualität zusammengefasst.
Es werden verschiedene Formen der Impotenz unterschieden:
- Bei Männern bezeichnet
- Impotentia gerandi: Zeugungsunfähigkeit, Infertilität, Sterilität des Mannes: die Unfähigkeit, Kinder zu zeugen
- Impotentia coeundi: altertümlich Mannesschwäche, Impotenz, im eigentlichen Sinne: die Unfähigkeit, eine Erektion zu bekommen oder ausreichend lange halten zu können – dieser Begriff wird heute neutral unter dem Überbegriff der erektilen Dysfunktion gefasst
- Impotentia ejaculandi, altertümlich Trockenheit des Mannes: die Unfähigkeit zum Samenerguss
- Impotentia satisfactionis: Samenerguss ohne begleitenden Orgasmus
- Bei Frauen bedeutet
- Impotentia concipiendi: Empfängnisunfähigkeit, Sterilität der Frau: die Unfähigkeit, schwanger zu werden
- Impotentia gestandi: Gebärunfähigkeit: die Unfähigkeit, ein Baby auszutragen
- Für beide Geschlechter:
- Impotentia concupiscentia: Lustlosigkeit, Unlust: das Fehlen jeglichen Dranges zur sexuellen Betätigung
Man spricht von einer erektilen Dysfunktion (Abkürzung ED, auch Erektionsstörung, Potenzstörung, im Volksmund auch Impotenz), wenn es einem Mann über einen gewissen Zeitraum hinweg in der Mehrzahl der Versuche nicht gelingt, eine für ein befriedigendes Sexualleben ausreichende Erektion des Penis zu erzielen oder beizubehalten. Kurzfristige Erektionsstörungen gelten hingegen nicht als ED.
Bedeutung
Für Männer sind Erektionsstörungen eine schwerwiegende Erkrankung. Nahm man noch vor wenigen Jahren vorwiegend psychische Ursachen wie Stress an, so weiß man dank moderner Untersuchungsmethoden heute, dass in der überwiegenden Mehrzahl organische Leiden eine Rolle spielen. Die erektile Dysfunktion ist häufig auch Vorbote anderer, noch schwerwiegenderer Erkrankungen und sollte daher immer untersucht werden. Untersuchungen zeigen, dass die erektile Dysfunktion oftmals ein Vorbote von Herzinfarkten und Schlaganfällen ist, da die Blutgefäße des Penis denen des Herzens ähneln. Eine diagnostizierte erektile Dysfunktion sollte daher immer auch vom Internisten abgeklärt werden.
Viele Betroffene gehen aus falscher Scham zunächst nicht zum Andrologen. Oft aber ist eine rasche - bei Verletzungen sofortige - Untersuchung erforderlich, um Langzeitschäden zu vermeiden und die Fähigkeit zur Erektion erfolgreich wiederherstellen zu können.
Ursachen
Organische Ursachen für die erektile Dysfunktion sind oftmals Rauchen, Alkoholkonsum, Zuckerkrankheit, Bluthochdruck, Operationen, Verletzungen am Schwellkörper. Dabei kommt es oft zu Schädigungen von Blutgefäßen oder Schwellkörpern. Besonders ältere Männer leiden an erektiler Dysfunktion, Schätzungen zufolge jeder zweite Mann über 40. Nach amerikanischen Erhebungen der letzten Jahre haben 52 % aller Männer, die älter als 40 Jahre sind, mehr oder weniger große Probleme mit ihrer Erektion.
Erektionsprobleme können u. a. bedingt sein durch
- Verkalkung der zuführenden Blutgefäße
- Lecks in den Schwellkörpern zu den ableitenden Venen (nicht selten, schwer zu erkennen)
- bindegewebigen Umbau der Schwellkörper, z. B. nach Dauererektion
- Schädigung der die glatte Muskulatur versorgenden Nerven im kleinen Becken, z. B. durch größere Operationen an Prostata und Mastdarm, Bestrahlung, Verletzung, aber auch durch Blutzuckerkrankheit, Alkoholmissbrauch und andere Stoffwechselerkrankungen mit Neuropathie
- Rückenmarksschädigung, die das Erektionszentrum betreffen, manche Querschnittslähmungen
- Medikamente, die Neuro-Blocker beinhalten (z. B. Antiepileptika, Antidepressiva)
- Betablocker
- psychischen Ursachen wie Stress
- sehr selten: Mangel an männlichem Geschlechtshormon
Diagnose
Beim Urologen können per Ultraschall bereits eventuelle Verletzungen festgestellt werden. Weitere Untersuchungen sind oft nur in Kliniken möglich, zu denen der Urologe den Patienten bei Bedarf überweisen wird.
Behandlung
Zur Behandlung der erektilen Dysfunktion stehen eine Reihe von bewährten und neuen Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die Auswahl der geeigneten Methoden richtet sich nach dem individuellen Problem und dem körperlichen Zustand des Patienten sowie seinen Präferenzen und denen der Partnerin.
Änderung der Lebensgewohnheiten
Um Erektionsstörungen zu beheben, reicht manchmal bereits eine Umstellung der Lebensweise aus. Alkohol und Tabak wirken direkt potenzmindernd und sollten daher möglichst weggelassen werden. Bewegung fördert die Durchblutung im ganzen Körper und wirkt sich daher auch positiv auf die Potenz aus. Gerade bei jüngeren Männern ist oft beruflicher oder privater Stress ein Auslöser für Erektionsstörungen. Entspannungstechniken wie Meditation oder autogenes Training können hilfreich sein. Zudem kann bei diesen Patienten Sport helfen, da Bewegung nicht nur die Durchblutung fördert, sondern auch Stresshormone abbaut.
Normalisierung und Stabilisierung der Blutzuckerwerte
Bei Diabetikern kann eine Normalisierung der Blutzuckerwerte das sexuelle Verlangen und die Erektionsfähigkeit deutlich steigern. Eine langfristige Stabilisierung des Zuckerstoffwechsels, möglichst im Normalbereich, schützt Diabetiker vor weiteren Folgeschäden und trägt dazu bei, den bestmöglichen Gesundheitszustand und damit die bestmögliche Potenz zu erhalten.
Medikamente prüfen
Wer nach Beginn einer Behandlung mit einem Medikament Probleme mit der Erektion feststellt, sollte den Arzt fragen, ob ein Zusammenhang bestehen könnte. Möglicherweise gibt es Alternativen, die keinen Einfluss auf die Potenz haben.
Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT) und transurethale Applikation
Bei der Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT) wird ein Medikament mit einer Spritze in den Penis injiziert. Die Substanz verteilt sich im Schwellkörpergewebe und bewirkt dort durch Erschlaffung der glatten Muskulatur einen vermehrten Bluteinstrom und eine Erektion. Bei der transurethalen Applikation wird das gleiche Medikament mit Hilfe eines Applikators als Zäpfchen in die Harnröhre (Urethra) eingebracht. Von dort gelangt es über die Blutgefäße in den Schwellkörper. Die Wirkung des Medikaments tritt 5 bis 10 Minuten nach der Anwendung ein, geht relativ schnell vorüber und ist unabhängig von einer sexuellen Stimulation. Beide Methoden gehören seit der Einführung von Potenz-Medikamenten in Tablettenform nicht mehr zur Standard-Therapie. Für einige Patienten sind sie jedoch immer noch eine wichtige Alternative, beispielsweise wenn der Tabletten-Wirkstoff nicht angewendet werden darf oder nicht wirkt. Dies kann bei Patienten mit sehr fortgeschrittenem Diabetes oder nach radikalen Prostata-Operationen der Fall sein.
Vakuum-Erektionshilfen
Die Vakuum-Erektionshilfe besteht aus einem Zylinder, der über den Penis gestülpt und an die Peniswurzel gedrückt wird. Mit einer Pumpe wird dann ein Unterdruck erzeugt, durch den sich die Schwellkörper mit Blut füllen. Das Glied wird steif. Um die Erektion aufrecht zu erhalten, wird ein Penisring auf den Penis übergestreift, der an der Peniswurzel den Blutabfluss aus den Schwellkörpern verhindert.
Penisimplantate
Die Einsetzung eines Penisimplantats wird als letzte Möglichkeit durchgeführt, wenn andere Therapiemethoden erfolglos waren. Dabei werden die Schwellkörper weitgehend zerstört werden. Zu diesem Schritt entscheiden sich zwischen 5 und 10 Prozent der betroffenen Männer. Das sexuelle Verlangen, die Ejakulationsfähigkeit und das Orgasmuserleben werden in der Regel durch den Eingriff nicht beeinflusst.
Psychosexuelle Therapie
Bei hauptsächlich seelischen Ursachen der erektilen Dysfunktion bieten Psychotherapeuten, Sexual- oder Paartherapeuten Betroffenen professionelle Hilfe an. Da die Partnerin meist ebenfalls unter der Situation leidet und oft maßgeblich zum Behandlungserfolg beiträgt, kann ihre Einbindung in die Therapie sehr wichtig sein.
Hormonersatztherapie
Bei zu niedrigen Testosteronspiegeln kann eine Hormontherapie durchgeführt werden.
Potenz-Medikamente in Tablettenform
Seit einigen Jahren ist die medikamentöse Behandlung von Erektionsstörungen durch die unkomplizierte Einnahme von Tabletten möglich. Die neuen Medikamente gehören zur Gruppe der PDE-5-Hemmer. Sie blockieren im Penis das Enzym PDE-5, das die Rückbildung einer Erektion bewirkt und verbessern dadurch die Härte und die Dauer der Gliedversteifung. PDE-5-Hemmer führen nicht automatisch zu einem steifen Glied, sondern ermöglichen, dass der männliche Körper bei einer sexuellen Stimulation mit einer Erektion reagieren kann. Die Wirkung setzt etwa 25 bis 60 Minuten nach der Einnahme ein und hält mehrere Stunden an. Der Wirkungseintritt kann durch sehr fettes Essen vor der Einnahme verzögert werden. Grapefruitsaft kann die Wirkung verändern und sollte daher gemieden werden. Potenzmittel aus der Gruppe der PDE-5-Hemmer (z.B. Vardenafil) dürfen nur nach Verschreibung durch einen Arzt und ausschließlich in der Apotheke bezogen werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass Sie das Original-Medikament und keine unwirksame oder gar gesundheitsschädliche Fälschung erhalten.
Psychologische Behandlung
Neben den organischen Ursachen liegt die wichtigste Ursache für Potenzprobleme im psychischen Bereich und dem Rollenverständnis des Mannes, der sich Erwartungen gegenübersieht, die er nicht erfüllen kann oder möchte. Da diese Vorgänge zum Teil unbewusst ablaufen, kann eine Sexualtherapie mit Paarbezug hilfreich sein. In seltenen Fällen kommen auch sogenannte Surrogatpartner zum Einsatz, die die Rolle des Wunschpartners übernehmen und eine erwartungsfreie Begegnung mit der eigenen Sexualität ermöglichen
Potenzprobleme im Sozialleben
In der Öffentlichkeit wird die Schwere der Beeinträchtigung der Betroffenen durch ihre Erkrankung, insbesondere psychischen Nebenfolgen, oft nicht in ausreichendem Maß wahrgenommen. Oftmals bleiben Potenzmittel für Betroffene die einzige Möglichkeit, am sozialen Leben weiterhin nach ihren Wünschen teilzunehmen. In Deutschland sind private und gesetzliche Krankenkassen übrigens zur Übernahme der Kosten von Potenzmitteln nicht verpflichtet.
Der erste Schritt beim Auftreten von Potenzstörungen sollte der Gang zum Hausarzt sein. Dieser kann bei Bedarf eine Überweisung zum Facharzt ausstellen. Sind falsche Lebensgewohnheiten und Stress der Grund für Potenzstörungen, sollte der Betroffene in erster Linie versuchen, die Ursachen zu bekämpfen. Gesunde, eiweißhaltige Lebensmittel, wenig Genussmittel und ausreichend Entspannung helfen oftmals schon
Bitte beachte, dass diese Informationen keinesfalls einen Besuch beim Arzt/Ärztin ersetzen können und sollen. Wende dich bitte bei Fragen in jedem Fall an ärztliches Fachpersonal.
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