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AUTISMUS
Autismus ist nach wie vor eine sehr rätselhafte Erkrankung, deren genaue Ursachen bislang im Unklaren liegen. Ein aktuelles Forschungsprojekt unter Beteiligung der Universität Wien scheint den Verdacht jedoch zu erhärten, dass dieser Krankheit genetische Mutationen zugrunde liegen. Mit der schulischen Integration von autistisch behinderten Kindern befasst sich eine weitere Studie an der Universität Wien.
Menschen mit Autismus leben in einer Welt, in die einzudringen für Außenstehende oft nur sehr schwer möglich ist. Das Krankheitsbild ist zentral geprägt durch eine Unfähigkeit der Betroffenen, eine Beziehung zu ihrer Umwelt aufzubauen - sie kapseln sich von dieser teilweise vollkommen ab. Verhaltensauffälligkeit, gesteigerte Schmerzempfind-lichkeit, oft wiederholte sprachliche Äußerungen, Fremd- und Eigen-aggression, all dies sind weitere mögliche Symptome von autistisch behinderten Menschen und man könnte der Liste noch etliche hinzufügen. Genau dieses heterogene und oft widersprüchliche Krankheitsbild erschwert die Identifizierung der Entstehungsursachen sowie deren Therapie. Bisher ist noch unklar, ob nicht verschiedene Leiden unter dem Begriff Autismus subsumiert werden, die gemäß ihrem Erscheinungsbild nur nicht unterschieden werden können, oder ob mehrere unterschiedliche Ursachen zur dieser Erkrankung führen.
Autismus stellt eine tief greifende Entwicklungsstörung insbesondere im Bereich der Wahrnehmungsverarbeitung dar, der komplexe Störungen des zentralen Nervensystems zugrunde liegen. Erste Anzeichen sind bereits im Kindesalter festzustellen. Betroffene Kinder kapseln sich von ihrer Umwelt ab, reagieren nicht auf Ansprache oder Umweltreize, die Sprachentwick-lung ist eingeschränkt oder unterbleibt ganz. Die intellektuelle Begabung von Menschen mit Autismus reicht von geistiger Behinderung bis hin zu normaler Intelligenz. In Teilgebieten, wie etwa Kunst oder Mathematik, erreichen Erkrankte aber oft überdurchschnittliche Leistungen.
Genetische Mechanismen als Ursache
Den möglichen genetischen Ursachen des Autismus auf den Grund gehen will ein groß angelegtes internationales Forschungsprojekt. Die jüngsten Ergebnisse wurden am 30. März 2003 in der Zeitschrift "Nature Genetics" veröffentlicht. Neben Instituten aus den USA und Europa war auch die Univ.-Klinik für Psychiatrie der Universität Wien mit Univ.-Prof. Dr. Harald Aschauer beteiligt. Aschauer zum Projekt: "Dass Autismus eine genetische Verursachung aufweist, dafür gibt es schon längere Zeit starke Hinweise. Die hier durchgeführten molekulargenetischen Untersuchungen versuchen, die dafür verantwortlichen genetischen Mechanismen zu entschlüsseln." Wobei es durchaus sein kann, so Aschauer weiter, dass nicht ein Gen alleine für die Erkrankung verantwortlich ist, sondern dass es sich um ein Zusammenwirken von verschiedenen Faktoren handelt. Untersucht wurden dazu in einem Zeitraum von mehreren Jahren Geschwisterpaare, bei denen beide Geschwister an Autismus erkrankt sind.
Schon bisher konnte man mehrere Mutationen, etwa am Chromosom 7, mit Autismus in Verbindung bringen. Bei der jetzt durchgeführten Studie konnten nun zusätzlich Veränderungen am X-Chromosom festgestellt werden. Es handelt sich dabei um Mutationen der so genannten Neuroligine NLGN3 und NLGN4, die für die Entwicklung der Verbindungsstellen zwischen den Nervenzellen im Gehirn wichtig sein können. Für eine genetisch bedingte Krankheit spricht außerdem, dass bei Erkrankung eines nahen Verwandten eine 80fach höhere Wahrscheinlichkeit für weitere Fälle in dieser Familie besteht, als gegenüber nicht belasteten Familien.
Therapieansätze
Ausgehend vom individuellen Entwicklungsprofil des Patienten wird ein ganzheitlicher Behandlungsplan aufgestellt, in dem die Art der Behandlung einzelner Symptome festgelegt und die einzelnen Behandlungsarten aufeinander abgestimmt werden. Bei Kindern wird das gesamte Umfeld (Eltern, Familien, Kindergarten, Schule) in den Behandlungsplan einbezogen.
Bitte beachte, dass diese Informationen keinesfalls einen Besuch beim Arzt/Ärztin ersetzen können und sollen. Wende dich bitte bei Fragen in jedem Fall an ärztliches Fachpersonal.
Quelle: Universität Wien
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