|
ÄNGSTE
Angsterkrankungen betreffen mittlerweile eine Vielzahl an Menschen und niemand ist davor gefeit. Behalte bitte immer im Auge, dass eine Angsterkrankung oder Depression bei einem Grossteil der Patienten erfolgreich therapiert werden kann.
Angst ist ein menschliches Grundgefühl (neben Trauer, Wut, Scham, Liebe und Freude), welches sich in als bedrohlich empfundenen Situationen als Besorgnis und unlustbetonte Erregung äußert. Auslöser können dabei erwartete Bedrohungen etwa der körperlichen Unversehrtheit, der Selbstachtung oder des Selbstbildes sein. Begrifflich wird dabei die objektunbestimmte Angst von der objektbezogenen Furcht unterschieden.
Evolutionsgeschichtlich hatte die Angst eine wichtige Funktion als ein die Sinne schärfender Schutzmechanismus, der in tatsächlichen oder auch nur vermeintlichen Gefahrensituationen ein angemessenes Verhalten (etwa Flucht) einleitet. Angst kann sowohl bewusst als auch unbewusst wirken. Entstehen durch Angst andauernde Kontrollverluste oder Lähmungen, wird von einer Angststörung gesprochen.
Es können drei allerdings ineinander übergehende Angstformen unterschieden werden:
Die Realangst
Diese stellt sich bei äußerer Bedrohung in Gefahrensituationen ein. Sie soll Gefahren signalisieren und als Antwort darauf angepasste Reaktionen (z.B. Suchaktionen) auslösen. Die natürlichen Reaktionen sind Flucht, Ausweichen vor der Situation, Panik, Wut, und Aggression. Dazu gehört auch die Vitalangst, welche bei lebensbedrohlichen Erkrankungen und Situationen wie z.B. Angina pectoris oder Asthma bronchiale auftritt. Das Ausmaß der Realangst ist auch von Faktoren wie der psychovegetativen Verfassung (Erschöpfung oder Auszehrung), der Persönlichkeit und Reaktionebereitschaft, der Widerstandskraft, und frühkindlichen Angsterfahrungen abhängig. Angst erhöht die Anpassungsfähigkeit, indem sie das Erlernen neuer Reaktionen zur Bewältigung von Gefahr motiviert. Sie kann aber auch bei zu großer Intensität zu in Bezug auf die Gefahrenbewältigung unangepassten Reaktionen und selbstschädigendem Verhalten führen.
Die Existenzangst
Dies ist eine allgemeine Erfahrung des Menschen der sich im Laufe seiner Phylogenese (die stammesgeschichtliche Entwicklung der Gesamtheit aller Lebewesen als auch bestimmter Verwandtschaftsgruppen auf allen Ebenen) weitgehend aus der Verbundenheit mit der Natur gelöst hat. Aus dem damit einhergehenden Verlust an Geborgenheit und den vielen Freiheitsmöglichkeiten resultiert diese Angst.
Die Binnenangst bzw. neurotische Angst
Angststörungen sind psychische Störungen, bei denen die Furcht vor einem Objekt oder einer Situation oder unspezifische Ängste im Vordergrund stehen. Wenn es ein solches gefürchtetes Objekt oder eine Situation gibt, spricht man von einer Phobie.
Symptome
Das wesentliche Symptom einer generalisierten Angststörung ist die anhaltende, nicht auf eine bestimmte Situation beschränkte Angst. Die hauptsächlichen Symptome sind wie auch bei anderen Angststörungen sehr verschieden, jedoch gehören die folgenden Beschwerden sicherlich dazu: Nervosität, Zittern, Muskelspannung, Schwitzen, Benommenheit, Herzklopfen, Schwindelgefühle, Oberbauchschmerzen.
Merkmale der Generalisierten Angststörung:
Ein Zeitraum von mindestens sechs Monaten mit vorherrschender Anspannung, Besorgnis und Befürchtungen in Bezug auf alltägliche Ereignisse und Probleme.
Mindestens vier Symptome der unten angegebenen:
Vegetative Symptome:
- Herzklopfen oder erhöhte Herzfrequenz
- Schweißausbrüche
- fein- oder grobschlägiger Tremor
- Mundtrockenheit (nicht infolge Medikation oder Exsikkose).
Symptome, die Thorax und Abdomen betreffen:
- Atembeschwerden
- Beklemmungsgefühl
- Thoraxschmerzen oder -missempfindungen
- Nausea oder abdominelle Missempfindungen
(z. B. Unruhegefühl im Magen)
Psychische Symptome:
- Gefühl von Schwindel, Unsicherheit, Schwäche oder Benommenheit
- Gefühl, die Objekte sind unwirklich (Derealisation) oder man selbst ist weit entfernt oder „nicht wirklich hier“ (Depersonalisation)
- Angst vor Kontrollverlust, verrückt zu werden oder „auszuflippen“
- Angst zu sterben
Allgemeine Symptome:
- Hitzewallungen oder Kälteschauer
- Gefühllosigkeit oder Kribbelgefühle
Symptome der Anspannung:
- Muskelverspannung, akute und chronische Schmerzen
- Ruhelosigkeit und Unfähigkeit zum Entspannen
- Gefühle von Aufgedrehtsein, Nervosität und psychischer Anspannung
- Kloßgefühl im Hals oder Schluckbeschwerden
Andere unspezifische Symptome:
- Übertriebene Reaktion auf kleine Überraschungen oder Erschrecktwerden
- Konzentrationsschwierigkeiten, Leeregefühl im Kopf wegen Sorgen oder Angst
- Anhaltende Reizbarkeit
- Einschlafstörung wegen der Besorgnis
Was können Angehörige tun:
Es gibt einige Dinge, die man als Angehöriger tun kann, wenn man weiß, dass jemand übertrieben ängstlich ist:
- Akzeptiere, dass der Mensch krank ist
- Bedenke, dass Angststörung das Verhalten eines Menschen verändert und Betroffene eine negative Sicht der Dinge haben.
- Bewege den betroffenen Menschen zur Therapie
- Unterstütze den Therapieerfolg
- Gebe emotionalen Beistand
- Motiviere den Betroffenen zu Aktivitäten
- Unterstütze einen gesunden Lebensstil
- Habe Geduld
- Nehme Dinge nicht persönlich
- Behalte die tägliche Routine bei
- Förder gesunde Schlafgewohnheiten
- Lass dir selbst helfen, wenn du es benötigst
vermeide:
- Kritik am depressiven Verhalten eines Menschen
- Von einem Menschen zu erwarten, dass er die Krankheit so einfach wegstecken kann
- Zu versuchen, einem betroffenen Menschen alles abzunehmen
- Eine erkrankte Person von Familienangelegenheiten oder -diskussionen auszuschließen
- Angst zu haben, Fragen zu stellen
- Schlechte Angewohnheiten während der Depressionsbehandlung ausmerzen zu wollen
- Lebensentscheidungen (Heirat, Scheidung, Jobwechsel, Übersiedlung) während der Depression eines Angehörigen zu treffen.
Bitte beachte, dass diese Informationen keinesfalls einen Besuch beim Arzt/Ärztin ersetzen können und sollen. Wende dich bitte bei Fragen in jedem Fall an ärztliches Fachpersonal.
Quelle: Wikipedia und Morschitzky H., Angststörungen - Diagnostik, Konzepte, Therapie, Selbsthilfe, S.67, Springer Verlag, 2002
|
|